Inklusion und Benotung

Benotung im Rahmen der Inklusion stellt Lehrer vor ein völlig neues Problem, denn nicht immer ist klar, wer die Note bekommt – der Schüler oder der Betreuer. Herr Klinge hat das Problem im Rahmen der Inklusion zweier Kinder mit Glasknochen dargestellt. Den Werkunterricht können die Kinder krankheitsbedingt kaum selber machen und müssen wohl viel auf die Hilfe Ihrer Betreuer zurückgreifen. Doch wer soll nun benotet werden? Der Schüler oder der Betreuer, der vielleicht sogar den höheren Anteil an Arbeit hatte.

Bei uns zeigt sich dieses Benotungsproblem anders: Wie sollen Kindere benotet werden, die sich nur mit Gebärdensprache äußern können? Da denkt man erst mal – wo soll das Problem sein? Aber das zeigt sich ganz schnell:

  1. Die Gebärdensprache ist im Vergleich zur Schriftsprache anscheinend vereinfacht. Es werden keine Artikel benutzt und es wird wohl auch nicht konjugiert. Das führt vor allem im Fremdsprachenunterricht zu Problemen, denn genau das muss ja geprüft werden. Auch in der mündlichen Mitarbeit während des Unterrichtsgesprächs.
  2. Dadurch dass der Schüler von Geburt an taub ist, ist für ihn die deutsche Sprache sozusagen die erste Fremdsprache. Lesen ist daher wohl auch erschwert – was sich auch in anderen Fächern wie Sprachenunterricht zeigt, da die Aufgabestellung nicht so schnell erfasst werden kann. Der Schüler bzw. die Eltern bestehen auf eine Übersetzung von der ersten Fremdsprache Deutsch in die Mutersprache “Gebärdensprache”.
  3. Aber deutschen Text kann er auch nicht wirklich schreiben, da er ja das Konzept der Artikel etc. nicht ausreichend beherrscht.

Nun kann der Schüler nichts für seiner Erkrankung und er soll auch absolut in der Lage sein vom Verständnis eine gymnasiale Leistung zu  bringen, ABER…

…wie soll man dann Kindern mit Migrationshintergrund erklären, die ja auch teilweise  Deutsch als erste Fremdsprache hatten, dass bei ihnen eine andere Regel gilt? Wo bleibt die Gleichberechtigung in Bezug auf die Notengebung?

Es wäre wirklich schön, wenn sich die Verantwortlichen, das müsste in diesem Fall wohl das KM sein, uns Lehrern unter die Arme greit, so dass wir die Schüler gerecht beurteilen. Denn nur dann, bekommen die Schüler ein ehrliches Feedback, das ihnen weiterhilft.

 

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10 Kommentare

  1. Inklusion geht nur ohne Noten!!!
    Wie soll zieldifferentes Arbeiten mit einer Meßlatte gemessen werden?
    Meines Erachtens ist dieses Dilemma ein Grund für das Nichtvorankommen von Inklusion: das deutsche Schulsystem muss sich von seinen allzu geliebten Kategorien verabschieden.

    1. Dann könnte man ja gar keinen Vergleich mehr machen und sich hinstellen mit den Worten: “Wir..” (hier bitte das Bundesland/Bezirk einsetzen) “… haben in dem Test…” (BMT, VERA, Abitur, PISA,…) “… besser abgeschnitten, als der Rest.” Ich höre schon den Aufschrei….

      1. … ja, ich auch. Der rote Faden des Vergleiches zieht sich durch alle Ebenen: vom Privatmensch- und Haushalt bis hin zur Politik. Inklusion beginnt meines Erachtens erst dann, wenn jeder einzelne Mensch mit seinen eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten gesehen wird und diese zum eigenen Wachstumsweg werden.

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