Die Beziehung zwischen Lehrern und ihren Unterrichtsmitteln speziell den Lehrbüchern ist sehr speziell und in letzter Zeit aufgrund der Diskussion um den Schultrojaner auch sehr emotional geworden.
Nicht, dass ich das Anliegen der Verlage nicht verstehen könnte. Sie möchten natürlich verhindern, dass ihre teuer erarbeiteten Bücher nicht unendgeltlich in irgendwelche Netzwerken rumliegen und von Lehrern und im schlimmsten Fall von Schüler benutzt werden. Aber an Stelle der Verlage würde ich mir auch mal überlegen, warum diese Situation entstanden ist.
Das Hauptproblem der Bücher ist in meinen Augen die meist schlechte didaktische Aufbereitung: Die Bücher sind zu bunt, zu voll, zu viele Bilder, zu viele anspruchsvolle Aufgaben, zu wenig Aufgaben zum reinen Üben. Wozu führt das? Man muss kopieren, kopieren, kopieren. Nach Aussagen unseres Hausmeisters hat sich das Kopiervolumen bei uns an der Schule in den letzten zehn Jahren ungefähr verfünffacht: Alle sechs bis acht Schulwochen eine Palette Papier! Von der Anzahl an Folien ganz zu schweigen. Warum? Weil man mit den Büchern nichts oder nur wenig im Unterricht oder zu Hause anfangen kann. Sie sind überfrachtet. Die Schüler können keinen Stoff damit selbstständig wiederholen, wir können nur schlecht Aufgaben daraus stellen (vor allem in meinen Fächern Mathe, Physik und Informatik), weil die Aufgaben oft zu komplex sind. Es werde dann eventuell noch die Arbeitshefte der Verlage gekauft u genügend machbare Aufgaben anzubieten. Oder die Aufgaben sind nicht mehr aktuell. Gerade in Sprachen spielt das eine große Rolle, soweit ich das beobachten konnte. Ich selbst suche schon auf Flohmärkten nach alten Büchern.
Wie könnte die Lösung aussehen? Eine Lösung sind Online-Bücher und Online-Aufgaben, wobei man zwischen Kaufvarianten und freie Materialien unterscheiden kann. Ich bevorzuge in der Regel ersteres, da meiner Meinung nach, Bildung nichts kosten sollte. Auf der anderen Seite kann ich aber verstehen, wenn jemand für seine Arbeit Geld haben möchte.
Hier aber mal ein paar Anregungen, damit sich jeder selbst eine Meinung bilden kann.
Freie Materialien
Kostenpflichtige Materialien
Wie würde nun meiner Meinung nach das optimale, neue Buch aussehen? Was würde ich als Verlag machen? Ich würde folgendes machen:
- Bücher als App herausgeben, wie es viele Zeitungen und Zeitschriften inzwischen machen. Dadurch könnte man Filme direkt einbetten und man müsste nicht mehr im Internet suchen.
Man könnte Anmerkungen zu den Buchseiten machen und die Buchseiten ließen sich über den Beamer direkt zeigen.
Die Verlage könnte die Bücher über die App immer aktuell halten.
Aufgaben könnten zu Arbeitsblättern zusammengestellt werden. - Idealerweise würde beim Kauf von mindestens so und soviel Büchern aus einem Verlag, noch ein iPad dazubekommen. Oder man macht so eine Art Leasing daraus. Das würde dann auch die Verlagsbindung erhöhen und als Lehrer hätte man gleich ein passendes Instrument zur Verfügung.
Das ist jetzt zwar nicht der Weisheit letzter Schluss, aber ich würde mir doch als Verlag überlegen: Wie ist die Situation entstanden und wie hole ich meine Zielgruppe (Lehrer und Schüler) wieder ins Boot. Aber Schulen mit Hilfe eines Schultrojaners zu kontrollieren ist so ähnlich, wie bei Schülern vor einer Schulaufgabe schon mal die Schultaschen ausleeren zu lassen, denn sie könnten ja einen Spickzettel drin haben.