Buchkritik – Teenie Leaks

So richtig viel lesen, tue ich eigentlich nicht mehr. Keine Zeit und Bücher mit interessanten Personen mit spannender Entwicklung mit vielen Dialogen – ich hasse diese langen Erzählpassagen –  sind eher rar gesät. Und wenn ich dann mal lese, dann hauptsächlich Fachbücher. Fachbücher über Pädagogik, Informatik, Mathematik, Didaktik, Methodik, Kindererziehung, Ukulele, Gleitschirmfliegen. Wenn es hochkommt mal zur Entspannung ein Kochbuch, wobei ich da meistens nur die Bilder anschaue und dann auch nur unter dem Aspekt Bildaufbau.

Jetzt habe ich wieder einen Ratgeber gelesen – wobei, ein Ratgeber ist nicht wirklich. Ein Roman auch nicht. Aber witzig geschrieben ist es und das ist dann wohl die letzte Variante an Büchern, die ich noch lese. Wobei guter Humor ja noch schwieriger zu schreiben ist, als gute Dialoge.

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Ein Buch von einem 15jährigen Schüler, das vor allem für Eltern von Teenagern und vor allem Lehrer gedacht ist. Endlich erfährt man, welche Musik warum gehört wird. Warum es keine musikbasierten Gruppierungen wie Punker und Mods mehr gibt. Das unter den Kopfhörern oft gar keine Musik gehört wird. Aus welchen Gruppierungen eine Klassegemeinschaft in der Regel besteht. Was Schüler über Sex wissen – mehr als  wir Erwachsenen denken, was sie wissen. Was in den Pausen eigentlich wirklich passiert und vieles mehr. Ich versuch mal eine Passage zitierend zusammenzufassen (S. 113-114):

 Plötzlich steht der Lehrer vor dir und fragt dich, warum du quatschst, du wärst ja noch nicht mal mit der Hälfte der Aufgaben fertig. (…) Du wirst eingetragen, musst nach vorne und eine Formel erklären, die du ganz sicher noch nie zuvor gesehen hast, er will offenbar ein Exempel an dir statuieren. Und anstatt dir zu helfen, fallen dir deine Klassenkameraden in den Rücken und heben winselnd den Finger, und der Lehrer guckt dich mitleidig an und gratuliert sich, weil er sein Ziel erreicht hat. Er hat dich vor allen Freunden und vor dem nettesten Mädchen der Klasse bloßgestellt.

Schließlich erlöst er einen deiner Klassenkameraden, bevor der an einem Armkrampf elendig verendet. Aufgeregt und stolz gibt dieser die Lösung von sich, der Lehrer belohnt ihn wie einen Hund, der nach gelungenem Kunststück ein Leckerli bekommt, mit einem anerkennenden Nicken.

Unterricht als Dressur-Darstellung. So kommt es einem manchmal wirklich vor. Ich kann dieses Buch wirklich uneingeschränkt empfehlen, da es mal ohne erhobenen Zeigefinger auskommt und man dennoch was mitnimmt. Und sei es nur, dass manche Vorurteile tatsächlich stimmen. Zum Beispiel über die Kleidermode /-ordnung bei Schülern.

Ach ja, geschrieben hat das Buch Paul Bühre und erschiene ist es im Ullstein-Verlag.

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