Systembetreuerjobs und Beförderung

Im Moment läuft im Hintergrund der Schulen eine Diskussion über die Aufgaben und -bereiche, die ein Systembetreuer zu bewältigen hat, um dann zu entscheiden in wie weit eine solche Position eine beförderungsfähige Stelle ist.

Für diejenigen, die jetzt nicht so im Schulsystem drin sind, möchte ich das Beförderungssystem der Schule kurz zusammenfassen. Dabei stelle ich nur einen kurzen Anriss dar und versuche mich erst gar nicht an einer detailierte oder sogar vollständigen Darstellung. Dafür ist das Thema zu kompliziert und ich zu wenig drin.

Der Weg vom Studienrat zum Oberstudiendirektor

Fängt man als Junglehrer an, so nennt man Lehrer nach dem Referendariat, so ist man zunächst Studienrat z.A., also zur Anstellung. Nach zwei Jahren und drei Unterrichtsbesuchen des Chefs, wird man dann Studienrat. Studienrat bleibt man dann 7  +/- X Jahre. Danach wird man Oberstudienrat. Das +/- hängt davon ab – glaube ich – wie man bei den regelmäßigen Beurteilungszeiträumen abschneidet, wie alt man ist und wie lange man schon lebenslänglich verbeamtet ist.

Wenn man dann Oberstudienrat ist und eine beförderugsrelevante Funktionsstelle sich ergattert hat, dann kann man auch noch Studiendirektor werden. Solche Funktionsstellen ist z.B. die Fachleitung eines Faches, wobei das Fach eine Mindestmenge an Unterrichtsstunden pro Woche an der Schule haben muss. Daher “lohnt” sich eine Fachbetreuung in diesem Hinblick auch meistens nicht. Im Direktorat mitzuarbeiten lohnt sich allerdings, ist aber noch schwerer zu erreichen. Die Systembetreuung gehört auch dazu, wobei das wohl auch teilweise von der Schulform abhängen soll.

Macht man die Systembetreuung als Studienrat – so wie ich – so hat man keinen  beförderungrelevanten Vorteil davon, da der Wechsel zum Oberstudienrat ja automatisch passiert.

Der Wechsel vom Oberstudienrat zum Studiendirektor kann übrigens durch gute Beurteilung beschleunigt werden. Wird man gut beurteilt, kann es schneller gehen. Dabei muss man wissen, dass Lehrer mit 7 Notenstufen beurteilt werden. Ein normaler Lehrer, der einen engagierten Unterricht macht, bekommt dabei im Schnitt eine 3. Erst wenn man sich zusätzlich neben dem Unterricht in der Schule engagiert, bekommt man eine 2. Eine 1 … keine Ahnung.

Oberstudiendirektor kann man übrigens nur als Direktor einer Schule werden oder man ist irgendwo anders im Kultusbereich tätig. Aber an der Schule kann es meines Wissens nur der Direktor sein.

Jetzt aber zu den Aufgaben eines Systembetreuers

Die Aufgaben eines Systembetreuers sind vielfältig und bevor ich mich jetzt daran versuche alles aufzulisten, nehme ich mal die Auflistung von Herrn Goldbeck-Löwe. Ich übernehme das, weil es die beste und vollständigste Auflistung aller Tätigkeiten eines Systembetreuers ist, die ich kenne. Wobei man dazu sagen muss, dass nicht alles von jedem Systembetreuer gemacht wird. Das hängt stark vom Schulnetzwerk ab und wieviel an externe Firmen ausgelagert wurde. (Meine eigenen Gedanken habe ich in Orange ergänzt.)

  • Fileserver warten und überprüfen: Serversoftware pflegen, Speicherstatus kontrollieren, ggf. überflüssige Dateien löschen
  • User einrichten zu Beginn jeden Schuljahres: Lehrer, Schüler, einmalig Gäste und Plätze; jede Usergruppe hat ein eigenes Software- und Rechte-Profil und eigene gruppen- oder personenbezogene Homeverzeichnisse mit speziellen Freigabeprofilen – mehr oder wenig zeitraubend. Je nachdem, wieviel automatisiert abläuft.
  • Schüleraccounts entsprechend den Kurslisten zu Gruppen zusammenfassen und Fachlehrern zuordnen – das brauche ich zum Glück nicht auch noch zu machen.
  • Schüleraccounts abgegangener Schüler sowie die zugeordneten Homeverzeichnisse löschen – sehr mühsam.
  • User einrichten während des Schuljahres (Referandare), besonders Kollegen, selten auch Schüler mit besonderen Wünschen; oft verbunden mit einer kurzen Einführung in die Arbeit im Netzwerk.
  • Rechnerkonfigurationen der Workstations überprüfen auf Speicherstatus, willkürliche Veränderungen oder Virenbefall, ggf. Dateien löschen oder zur Dokumentation sichern.
  • Veränderte Rechnerkonfigurationen rekonstruieren, Neuinstallation.
  • Willkürlichen Konfigurations- oder Hardwareänderungen nachgehen, die/den Verantwortlichen feststellen und zur Rechenschaft ziehen – wobei letzteres eigentlich nichts bringt.
  • Software installieren z.B. auf Wunsch von Kollegen oder Kursen, in Einzelfällen auch von Schülern (z.B. für Referate) und verschiedenen Usern zugänglich machen, dabei Rechte-Profile anpassen – was teilweise nicht geht, oder nur schwer oder teuer ist, wofür dann kein Geld da ist.
  • Hardware-Veränderungen planen, einbauen und konfigurieren, z.B. CD-Brenner, Scanner, Sound- oder Wächterkarten, Dokumentenkameras, interaktive Whiteboards
  • Handbücher und Anleitungen studieren – was meistens Abends und am Wochenende passiert.
  • Mit Firmen telefonieren – auf eigene Kosten.
  • Installationen und Konfigurationen dokumentieren – was meistens hinten runter fällt.
  • Hardwarekomponenten auf Funktion überprüfen, dabei ggf. reinigen: Tastaturen, Mäuse, Disketten- und CD-ROM-Laufwerke, Monitore, alle Kabel – wenn Zeit dafür ist. Meistens wird es eher “on demand” gemacht, wenn es kaputt ist.
  • Verbrauchsmaterial ersetzen: Tintenpatronen, Laserkartuschen, Druckerpapier, Tafelschreiber, Löschvlies – bei mir nur Laserkartuschen. Aber bei der Menge an Druckern auch einiges zu tun.
  • Defekte Hardwarekomponenten austauschen oder reparieren – möglichst sofort und oder über Nacht. Was meistens nicht geht, da der Defekt nicht so schnell lokalisiert werden kann und/oder die Hardware erstmal bestellt werden muss, wobei es die dann meistens nicht mehr gibt und ein komplett neuer Computer fürs nächste Kalenderjahr beantragt werden muss.
  • Bei größeren Reparaturen Rechner aus dem Netz nehmen und zur Reparaturfirma bringen. Vorher das Netz versorgen (gegen Absturz sichern)
  • Kommunikationsserver überprüfen, ggf. Verbindung zum Internet wiederherstellen, ggf. andere Programmiersprache lernen – letzteres in den Ferien.
  • Bei allen Ausgaben (Neuanschaffungen, Reparaturen, Verbrauchsmaterial) ggf. Angebote einholen, Bestellungen ausfüllen, ggf. genehmigen lassen, versenden, Rechnungen akzeptieren, eigene Buchführung vervollständigen.
  • (Wegen chronischen Geldmangels der Schule) günstige Hard- und Softwareangebote in Zeitschriften und/oder im Internet aufspüren und ausnutzen. Ggf. Software aus dem Internet herunterladen – das sind in erster Linie Treiber.
  • Software mit Campuslizenz an Kollegen und Schüler verteilen, ggf. Lizenzlisten führen und/oder Kopier-CDs brennen
  • Software und Dokumentationen archivieren, aufbewahren und gelegentlich ordnen – räusper.
  • Koordinationsgespräche mit den netzwerknutzenden Kollegen
  • Benutzerordnung erarbeiten und ihre Einhaltung überwachen
  • Zur Unterstützung der Administratorentätigkeit (oft mehrere) Email-Listen (meist auf dem heimischen Privat-PC) abonnieren und führen bzw. beobachten. Im Falle eigener Probleme Anfragen formulieren und Antworten auswerten. Im Falle von Problemen anderer Administratoren (Wer nimmt, soll auch geben!) Fragestellungen aufnehmen und Hilfestellungen formulieren. Dazu ggf. Recherche in der eigenen Dokumentation
  • Messen und Tagungen besuchen, an Fortbildungsveranstaltungenen teilnehmen
  • Anfragen des Landesrechnungshofes und/oder des IPTS beantworten, dazu umfangreich recherchieren
  • Pro Schultag ca. 8 Fragen beantworten
  • Kontakt zum Schulträger und sonstigen Finanziers, z.B. Eltern- bzw. Förderverein, aufrechterhalten

Aktuell kommt noch hinzu, dass wir alles was einen Stecker hat, inventarisieren müssen, damit es technisch kontrolliert werden kann und keiner einen Stromschlag bekommt oder die Schule abbrennt.

All dies macht man neben der normalen Unterrichtszeit. Also neben der Unterrichtsvorbereitung, Aufbau von Physik-Experimenten, Schulaufgabenentwurf, (Schulaufgaben)-Korrektur, Elterngesprächen und natürlich Vertretungsstunden, die meistens dann kommen, wenn man mal was machen möchte.

Ach ja, nicht vorenthalten möchte ich natürlich die offizielle Tätigkeitsbeschreibung (pdf-Datei) des Kultusministeriums. Hier ein kleiner Auszug:

Die technische Betreuung der EDV-Ausstattung der Schulen ist auf Grund der großen Menge an Geräten und vor allem wegen der stark gestiegenen Komplexität dieser Anlagen durch die Systembetreuerin/den Systembetreuer nicht allein zu realisieren. Zur Bewältigung dieser umfangreichen und verantwortungsvollen Tätigkeiten ist es notwendig, dass die Systembetreuer(innen) im Bereich der technischen Funktionalität externe Unterstützung erhalten. Mögliche Lösungen bieten sich z. B. durch Übertragung der technischen Pflegeaufgaben an Laboranten in den Schulen, durch Abschluss von entsprechenden Wartungsverträgen oder durch die technische Betreuung der Schulrechner durch EDV-Techniker der Sachaufwandsträger an.

Wir haben Laboranten an den Schulen?

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9 Kommentare

  1. Da fehlt bei den Aufgaben noch folgendes:
    + fiesen Schulfilter Plus einrichten, damit der gemeine Lehrer im Unterricht blöd da stet, wenn er eine völlig harmlose Seite aufruft, um medial und pädagogisch wertvoll mit einem Geo-GIS zu arbeiten

  2. Und in der offiziellen Tätigkeitsbeschreibung steht ja auch, dass deine Punkte alle eigentlich gar nicht zum zentralen Aufgabenbereich gehören. Der ist vielmehr: Klärung didaktischer Fragen, Impulse geben zum Einsatz “der Neuen Medien”, Beratung bei medienpädagogische Fragen. Ganz großes Gelächter.

    1. Na ja, das läuft dann hier auf meinem Blog ab. Oder in der Lehrerküche, als es darum ging, ob ein Programm von 95 auf einem Win 7 Rechner denn schon installiert sei. Ich zeigte dann diverse Online-Lösungen, die mindestens das gleiche bringen. Nebenher installierte ich einen Drucker auf dem Laptop eines Kollegen und führte eine Beratungsgespräch über den Kauf eines Laptops (Convertible vs. Split) und diskutierte darüber, welche Apps man denn nun auf einem iPad mini vielleicht brauchen könnte.

  3. Vielleicht ist es noch interessant, dass die oben beschriebene Beförderungsprozedur sehr stark vom Bundesland abhängt. In Niedersachsen gibt es zB schon seit einigen Jahren (Jahrzehnten?) keine automatische Beförderung zum OStR (und weiter) mehr. Jedes Beförderungsamt ist an mehr oder weniger umfangreiche schulorganisatorische Extraaufgaben gebunden. So ist bei uns die Fachleitung eines Faches eine Stelle für OStR, die Koordination der Oberstufe oder das Erstellen des Stundenplanes reicht zum StD. Ich persönlich habe die Leitung zweier (kleiner) Fächer plus die Systembetreuung = OStR.

    1. Wobei ich die Reihenfolge wichtig finde: Man bekommt erst den Job und später die Beförderung! Das wäre in der freien Wirtschaft undenkbar. Das wäre so ähnlich, wie wenn man Abteilungsleiter wird, aber immer noch das normale Mitarbeitergehalt bekommt.

  4. Möchte auch noch was ergänzen oder sind das nur Deine ganz persönlichen Aufgaben: Vorsorgliches Davonlaufen beim Anblick gewisser Kollegen, mit glänzenden Augen von der neusten Entdeckung im Internet berichten, Missionarstätigkeit im Zeichen des Apfels… und schulfremde Rechner in der 1. Pause freischalten, wie morgen… Bitttteeeeeeee!

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